Kurzbeschreibung
Im Folgenden finden Sie eine Kurzbeschreibung worum es im Forschungsprojekt "Credition" geht
Welche Bilder und Erzählungen (Narrative) glauben Individuen? Wie bewerten sie die Bedeutung von Demokratie, Religion, Gleichberechtigung, Freiheit oder Wissenschaft – und was verstehen sie darunter? Die jeweilige Weltsicht kann sich innerhalb eines halbwegs kohärenten Rahmens (westlich, asiatisch, usw.) grundlegend unterscheiden. Erst recht ist dies im globalen Kontext der Fall.Am Entstehen individueller Weltsichten sind Vorgänge beteiligt, die bislang in der Wissenschaft kaum Beachtung fanden. Man nennt sie Creditionen (vom lat. credere = glauben). Credition ist eine zentrale Hirnfunktion des Menschen. Sie interagiert mit anderen Hirnfunktionen wie Lernen oder Gedächtnis und bestimmt nachhaltig unser Handeln. Die als Creditionen bezeichneten Vorgänge im Gehirn sind vielschichtig und laufen weitgehend unbewusst ab. Sie münden in Einstellungen und Werthaltungen. Sie können inneren Halt geben, sie können aber auch Denkmuster erstarren lassen und Handlungsspielräume einengen.
Dies hat damit zu tun, dass Individuen während des Ablaufs von Creditionen bewerten, was für sie in welchem Ausmaß wichtig ist. Die Ergebnisse, die beim Ablauf von Creditionen hervorgebracht wurden, können bewusst werden. Dann lässt sich in Worte fassen, was man glaubt. Man kann darüber nachdenken und sich darüber austauschen. Das gilt auch im Kontext von Religionen. Obwohl Credition selbst nicht religiös ist, spielen die damit gemeinten Vorgänge insbesondere in Religionen eine wichtige Rolle. Allerdings können Creditionen ebenso wie alle anderen biologischen und psychischen Vorgänge Fehlformen annehmen und klinisch relevante Störungen zur Folge haben. Dies hat Auswirkungen darauf, welche Glaubensinhalte entstehen.
Das Wissen um die Existenz von Credition und ein besseres Verständnis der damit bezeichneten Abläufe und Funktionen ermöglicht einen neuen Zugang zum Phänomen des Glaubens. Ein solcher Zugang wurde von zwei unterschiedlichen Seiten entwickelt: (a) Die Grundlagenforschung entwickelte ein auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen beruhendes funktionales Prozessmodell (Neurales Creditionen-Modell). Es stellt die unbewusst-vorsprachlich ablaufenden Vorgänge und Funktionen sowie die Entstehung sprachgebundener Glaubensinhalte dar. (b) Auf dieser grundlagentheoretischen Basis wurde ein weiteres Modell entwickelt. Dieses ermöglicht sich über individuell vertretene Glaubensinhalte und deren Entstehen auszutauschen, ohne dass hierfür tieferes Wissen um die bio-logischen und psychischen Zusammenhänge erforderlich ist (Kommunikationsmodell-Credition). Es lässt sich gewinnbringend in allen Handlungsfeldern einsetzen, in denen Glaubensvorstellungen nicht selten eine oft unbemerkte Rolle spielen. Genannt werden können z.B. Politik, Coaching, Psychotherapie, Entscheidungsprozesse, Nachhaltigkeits- und Klimadebatten, Suche nach Konfliktlösungen, Versöhnungsarbeit oder schulischer Unterricht.
Kontakt
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