Sprachliche Herausforderungen der Glaubensterminologie
Das Thema Sprache und Glaubensterminologie rückte aus zwei Gründen in den Fokus der Creditionenforschung: Zum einen bereitet die Glaubensterminologie im Zusammenhang mit Übersetzungen erhebliche Probleme. Zum anderen gibt es spefizische Probleme, die mit dem Thema Empirie – also dem empirischen Ansatz der Neurokognitionswissenschaft - zu tun haben.
Übersetzungsprobleme entstehen, weil Wörter und Möglichkeiten zu Satzkonstruktionen, die in einer Sprache gegeben sind, in einer anderen Sprache häufig keine sprachlichen Äquivalente haben. Deswegen bereitete die Übersetzung der Glaubensthematik schon seit der Antike Probleme, die sich sogar bis heute bei philosophischen und theologischen Fragestellungen bemerkbar machen können. Im Buch Credition: Fluides Glauben finden sich viele Beispiele hierfür (Angel 2022,33-107). Doch fehlende Äquivalente machen auch Übersetzungen z.B. aus dem Deutschen ins Englische oder aus dem Englischen ins Deutsche zu einem Problem. Außerdem kann das Englische als globale Wissenschaftssprache der Gegenwart nur bedingt zum Ausdruck bringen, was in anderen Kulturen an Erfahrung gemacht wird, zumal wenn diese in einer nicht Indo-Europäischen Sprache ausgedrückt werden.
Menschen drücken das, was sie glauben, in ihrer Muttersprache oder in einer ihnen geläufigen Sprache aus. Doch Glaubensinhalte sind bereits Ergebnisse von Creditionen. Deswegen gehört das Verhältnis von Gaubensvorgängen (Creditionen), Glaubensinhalten und Sprache zu den wichtigen Themen unserer Forschung. Allerdings: “Credition” ist eine Hirnfunktion, die eine Reihe verschiedener Vorgänge im Gehirn umfasst. Die einzelne Vorgänge können z.B. dadurch empirisch überprüft werden, dass man elektrische Potentialveränderungen oder Lokalisationen im Gehirn untersucht. Bei solch neurophysiologischen Vorgängen hängen die Ergebnisse von empirischen Untersuchungen nicht von der Sprache ab, in der sie formuliert werden. Dies geschieht heutzutage meist in Englisch. Anders verhält es sich, sobald es um kognitive Prozesse geht, die psychologisch auf der Verhaltensebene dargestellt werden, also z.B. Wahrnehmung, Bewertung, Gedächtnis, Lernen oder Handlungen. Hier wird Sprache deswegen bedeutsam, weil nun mit ihrer Hilfe Definitionen, Beschreibungen und Interpretationen der Ergebnisse artikuliert werden. Es ist also gerade das Verhältnis von Sprache und Empirie, das die Sprachthematik für die Creditionenforschung besonders bedeutsam macht.
Übersetzungsprobleme "Englisch - Deutsch"
Die Creditionenforschung hat deutschsprachige und englischsprachige Wurzeln. Deswegen besteht große Sensibilität für die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten der jeweiligen Sprache. Gerade für das Lexem <Glaube> sowie für einige weitere der glaubensrelevanten Termini bestehen beträchtliche Unterschiede. Diese machen sich bei der Translation vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt störend bemerkbar. Das ist besonders gravierend, weil es für manche der zentralen Aussagen oder Feststellungen keine adäquate Übersetzung bzw. nur annähernde Übertragungen in die je andere Spache gibt. Vor allem bei der Erstellung von wissenschaftlichen Publikationen sind solche translationalen Herausforderungen ein permanentes Thema. Auch in unseren Kongressen spielt die Thematik häufig eine wichtige Rolle.
Im Zusammenhang mit religiösem Glauben kommt erschwerend hinzu, dass zum einen der Ausdruck “Religion” eine erhebliche semantische Unschärfe aufweist und zum anderen für den Terminus “Religiosität” im Englischen mit religiosity und religiousness zwei unterschiedliche Substantive existieren.
Das Englische hat sprachliche Möglichkeiten, die die deutsche Sprache nicht bietet - und umgekehrt. Das ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass hiervon in besonders ausgeprägter Weise gerade die Glaubensthematik betroffen ist. Einige der daraus resultierenden terminologischen Probleme lassen sich nicht lösen. Das macht sich in der Creditionenforschung irritierend bemerkbar.
Beispiele für die lexikalischen und grammatikalischen Unvereinbarkeiten:
Spalte I: Grammatikalische Form
Spalte II: Sprache: Englisch oder Deutsch
Spalte III: Anzahl der Möglichkeiten in der jeweiligen Spache
Spalte IV: Lexem in der entsprechenden Form
Spalte V: Translationale Gegebenheiten
Spalte VI: Für Credition relevante Erläuterung
| I. | II. | III. | IV. | V. | VI. |
Substantiv
| Singular | Englisch | 2 | faith, belief | ||
| Singular | Deutsch | 1 | Glaube | ||
Plural
| Englisch faith | 0 | - - - | ||
Englisch belief | 1 | beliefs | Wird im Deutschen oft mit Meinungen wiedergegeben | Der im Englischen problemlos mögliche Plural “religious beliefs” ist im Deutschen nicht wiederzugeben. | |
| Deutsch | 0 | - - - |
Verb
present tense (positiv) | Englisch zu faith | 0 | - - - | ||
Englisch zu belief | 1 | to believe | |||
Deutsch zu Glaube | 1 | glauben | |||
progressive tense (positiv) | Englisch zu faith | 0 | - - - | ||
Englisch zu to believe | 1 | <I am> believing | Drückt eine prozessuale oder noch andauernde Aktivität aus. | “I am believing" ist wenig gebräuchlich, aber grammatikalisch korrekt. | |
| Deutsch | 0 | - - - | Diese grammatikalische Möglichkeit existiert im Deutschen nicht. Sie wird in der Regel durch den adverbialen Zusatz “gerade” umschrieben. | “Ich glaube gerade” ist eine Leerformel (Ernst Topitsch), die nichts besagt. Damit ist eine zentrale terminologische Weichenstellung zur Creditionenthematik eine nicht-existente Leerstelle, | |
present tense (negativ) | Englisch | 1 | to disbelieve | Allgemein gebräuchliche verbale Konstruktion | |
present tense (negativ) | Deutsch | 0 | - - - | die Verneinung wird mithilfe des adverbialen “nicht” konstruiert. | “Ich unglaube” ist grammatikalisch nicht möglich. Die weitgehend äquivalente deutsche Konstruktion lautet: “Ich glaube nicht”. |
Adjektiv
Positivum
| Englisch | <0> | <believing> | Wird meist durch religious ersetzt | Damit werden alle Probleme relevant, die mit dem Adjektiv religiös gegeben sind. |
| Deutsch | 1 | gläubig | Wird meist, aber nicht ausschließlich mit dem semantischen Feld Religion in Verbindung gebracht. | ||
| Negativum | Englisch | 3 und mehr | incredulous, infidel, faithless | Es kann auch irreligious verwendet werden. | Mit irreligious und faithles wird die Semantik des Glaubens ohne Begründung dem semantischen Feld Religion zugeordnet. Das verhindert einen Zugang zur Creditionenthematik. Zudem werden alle Probleme relevant, die mit dem Adjektiv religiös gegeben sind. |
| Deutsch | 1 | ungläubig | Wird fast ausschließlich auf das semantische Feld Religion bezogen. Damit werden alle Probleme relevant, die mit dem Adjektiv religiös gegeben sind. |
Partizip
| Englisch | 1 | believing | Kann auch für das Adjektiv “gläubig” verwendet werden. | ||
| Deutsch | <1> | glaubend | Ist alltagssprachlich ungebräuchlich |
Gerundiv/Gerundium
| Englisch | 1 | believing | Klingt ähnlich selbstverständlich wie z.B. learning. Die Verbindung von “learning and believing (als Gehirnfunktion)” kann problemlos artikuliert werden. | Believing as process (Gerundiv), the process of believing (Gerundium) und believing as brain function (Gerundiv) sind für die Creditionthematik zentrale grammatikalische Formen in englischsprachigen Publikationen. | |
| Deutsch | 0 | - - - | Prozess des Glaubens klingt eigenartig und ist wenig geeignet, process of believing adäquat wiederzugeben. Glaubensprozess wird bisweilen auch im islamisch-juristischen Kontext der Scharia verwendet. | Prozess des Glauben und erst Recht Glauben als Gehirnfunktion sind terminologisch im deutschen Sprachkontext kaum vermittelbar. Damit ist ein Zugang zur Creditionenthematik aus terminologischen Gründen fast unmöglich. |
In den auf Englisch geführten wissenschaftlichen Debatten zur Glaubensthematik werden die linguistischen und damit translationalen Aspekte allenfalls beiläufig artikuliert. Die Tragweite der Unterschiede wird selten ausreichend deutlich gemacht. Das ist eine der besonders gravierenden Herausforderungen für die Creditionenthematik.
Sie hat auch eine wenig zutage tretende Tiefendimension: Abhängig davon, ob Englisch die Muttersprache ist oder nicht, kann die Sensibilität für sprachinhärente Herausforderungen unterschiedlich ausgeprägt sein. Sensibilität für sprachinhärente Eigenarten kann aber explizit relevant werden, wenn man es mit KI-generierten Übersetzungen zu tun hat. Im Bereich von Credition Research sind die Skurrilitäten einer KI-generierten Überetzung geradezu tückisch. Fehleinschätzungen der Forschungsergebnisse im Bereich Credition Research können somit vorprogrammiert sein.
Die Wissenschaftssprache des Credition Research Network ist Englisch. Die wissenschaftlichen Publikationen zu Credition erfolgen ebenfalls in Englisch. Das hat allerdings Konsequenzen: Innerhalb jener Wissensgebiete, in denen Englisch die lingua franca ist, können die nicht vereinbaren Gegebenheiten der englisch- und deutschsprachigen <"Glaubens">terminologie kaum adäquat thematisiert werden. Dies gilt für die Natur- und Kognitionswissenschaften wie auch für einen überwiegenden Teil der epistemologischen Debatten in Philosophie und Psychologie. Viele, vor allem epistemologische Aspekte der Glaubensthematik, werden somit in Sprachspielen (Ludwig Wittgenstein) debattiert, die durch die syntaktischen und semantischen Möglichkeiten des Englischen vorgegeben werden. Dies beeinflusst - meist unausgesprochen - auch die Denkweisen, die auf den jeweiligen sprachlichen Artikulationsmöglichkeiten basieren.
Die Forschungswebsite der Universität Graz ist im Original auf Deutsch verfasst. Die englische Übersetzung ist automatisiert von KI-generiert. Sie ist noch nicht vollständig und sie wurde bislang auch noch nicht durchgängig überprüft.
Aufgrund der unterschiedlichen lexikalischen, grammatikalischen und semantischen Gegebenheiten ist die Glaubensthematik allerdings ganz generell schwer vom Deutschen ins Englische bzw. vom Englischen in Deutsche zu übersetzen. Die Probleme sind sprachinhärent und können in linguistischer Hinsicht nicht völlig ausgeräumt werden. Sie haben mit den Sprachen selbst sowie mit ihrer jeweiligen Geschichte zu tun. Der dadurch gegebene Bias in den deutschsprachigen und englischsprachigen Denkmustern macht sich ebenfalls immer wieder bemerkbar.
Übrigens: Wir haben begonnen, KI-generierte Übersetzung zu unseren Publikationen zu sammeln. Ein unterhaltsames Vergnügen voller Skurrilitäten.
Die Übersetzungsprobleme zwischen dem Englischen und dem Deutschen sind nur ein (kleinerer) Aspekt jener Problemlagen, die es bei der wissenschaftlichen Kommunikation über Creditionen zu berücksichtigen gilt. Wenn man den Bereich der indoeuropäischen Sprachen verlässt und z.B. die Sprachkulturen Afrikas, Indiens und Asiens mit in den Reflexionshorizont einbezieht, steigern sich die Schwierigkeiten exponentiell. Die globale Perspektive lässt in nochmals größerer Deutlichkeit erkennen: “Glaubensinhalte” - also die Ergebnisse der innerlich ablaufenden Creditionen -, sind auch mit der Terminologie jener Sprachkulturen verwoben, die in der jeweiligen Umwelt im Laufe der Geschichte anzutreffen waren bzw. heute anzutreffen sind. Dies gilt für religiöse Glaubensinhalte genauso wie für solche mundan-säkularer Art.
Das Wissen um die Übersetzungsprobleme, die die Glaubensthematik von der Antike bis heute begleiten, kann dazu beitragen, Creditionen auch in einem globalen, non-WEIRD-Horizont sprachlich zu verankern. Damit wird “<Glaube und glauben>” wie schon seit der Antike, nun aber in einem globalen Horizont erneut zu einem faszinierenden Thema.
Westliche Glaubensterminologie: Übersetzungsprobleme seit der Antike
Es ist kein Zufall, dass die Ausdrucksmöglichkeiten, über die Sprachen verfügen, so verschieden sind. Die Unterschiede und Unvereinbarkeiten sind mit der Entwicklung der Sprachen entstanden. Um die heutigen sprachbezogenen Probleme der Glaubensthematik zu verstehen, muss man historisch weit zurückgehen, denn die noch immer wirksamen Wurzeln liegen in der Antike. Für die Entwicklung der Glaubensthematik spielen von der Antike bis zum Mittelalter (ca. 4. Jh. v. Chr. - ca. 11./12. Jh. n. Chr.) vor allem zwei Sprachen eine Rolle: Altgriechisch und Latein. Eine gewisse Sonderrolle kommt dem Hebräischen zu.
Erste schwierig zu behebende Herausforderungen entstanden bei der Übersetzung bzw. besser “Übertragung” aus dem Griechischen ins Lateinische. Dies betrifft gerade auch das griechische Lexem für <glauben>. Im Griechischen hatte sich aus einem einzigen etymologischen Wortstamm ein semantisch breites Geflecht entfaltet - mit dem Adjektiv πιστός [pistós: vertrauenswürdig], dem Substantiv πίστις [pístis: Glaube] und dem Verb πιστεύειν [pisteúein: glauben]. Dieses wird in der Profangräzität nicht, oder zumindest nicht primär, religiös konnotiert. Aus dem naheliegenden Wortstamm “pth” entstanden πείθομαι [peíthomai: vertrauen, trauen, sich verlassen, gehorchen, befolgen, sich überreden lassen] und πείθω [péitho: überreden, überzeugen, der Obrigkeit gehorchen]. Dieser Stamm wird auch erkennbar im lateinischen fides. Das ist jenes Substantiv, welches vor allem im christlichen Kontext für “Glaube” verwendet wurde (fides catholica, fides orthodoxa, fundamentum fidei, depositum fidei, sola fide usw.). Im griechischen Umfeld von <Glauben> spielt darüber hinaus noch ein weiteres Wort eine wichtige Rolle, nämlich δοξάζειν [doxázein]. Dieses ist für Übersetzungen eine spezifische Herausforderung. Im Griechischen (z.B. bei Plato im Theaitetos) kann es “glauben ohne auf eigenem Augenschein beruhendes Wissen” meinen. In den Übersetzungen findet man dann lateinisch: putare oder opinari, englisch: bisweilen to believe (to form a belief, to held a belief), aber meist to mean, deutsch: bisweilen glauben, aber meist meinen. Allerdings kann das zu δοξάζειν [doxázein] gehörige Substantiv δόξα [dóxa] auch etwas ganz anderes meinen, nämlich: Herrlichkeit (lateinisch: gloria). Daraus resultierte allmählich eine hochgradige religiöse Aufladung. Das Wort wurde nämlich in der neutestamentlichen Literatur und bei den frühchristlichen Philosophen auch verwendet, um die Herrlichkeit Gottes zu bezeichnen. Damit wurde δόξα auch zur Übersetzung des hebräischen כְבוֹד יהוה [kěbōd JHWH], ein Ausdruck, mit der die Manifestation der göttlichen Offenbarung bezeichnet wird. In Folge wurde dann der Ausdruck “orthodox” (die Verbindung aus ὀρθός [orthós: aufrecht, richtig] und δόξα [dóxa]) zunächst eine Bezeichung für “rechtgläubig”. Später wurde daraus die Bezeichnung für die orthodoxe(n) Kirche(n). Mit ihnen sind vor allem die Kirchen des Ostens gemeint, die weder katholisch noch protestantisch sind. Die Glaubensterminologie hat also von Anfang an eine höchst komplizierte Geschichte und stellte Übersetzungen immer schon vor schwierige Probleme.
Die Probleme traten schon früh zutage, nämlich bei Übersetzungen ins Lateinische. Die buntgefärbte Semantik des Griechischen kann im Lateinischen oft nicht zum Ausdruck gebracht werden. Besonders problematisch ist, dass gerade die kompakte Einheit aus Substantiv und Verb, also von πίστις und πιστεύειν, sich nicht wiedergeben lässt, weil im Lateinischen die nominale und die verbale Formulierung auseinanderfallen. Das heißt, das Substantiv und das Verb entstammen - und das ist irritierend - zwei unterschiedlichen Wort-Traditionen. Das Substantiv fides [Glaube] entstammt dem griechischen Wortstamm “pth”. Das Verb credere [glauben] stammt nicht aus dieser Wurzel. Sein etymologischer Ursprung lässt sich allerdings nicht mehr klären. Die weit verbreitete Annahme, credere habe ursprünglich so etwas wie cor dare ("das Herz verschenken") gemeint, ist zwar romantisch, aber unhaltbar [vgl. Émile Benveniste: Le Vocabulaire des institutions indo-européennes (1969), 171-179]. Wir haben also zwei unterschiedliche Wortstämme, die nicht das gleiche meinen. Somit waren Spannungen vorgezeichnet. Sie machen sich insbesondere bei der Übersetzung der griechisch verfassten biblischen Texte ins Lateinische bemerkbar. Sie kommen aber auch bei der Übersetzung von griechisch verfassten Schriften der frühchristlichen Philosophie zum Tragen, in denen die Glaubensthematik eine zentrale Rolle spielt. Allmählich entstanden dann auch Texte zur Glaubensthematik, die lateinisch verfasst waren und damit von vornherein zwei unterschiedliche Wortstämme für glauben [credere] und Glaube [fides] verwenden mussten. Das deutsche Wort Glaube entfaltet sich etymologisch aus der germanischen Linie, fassbar in der althochdeutschen Wurzel giloub (teuer, geschätzt) und dem daraus abgeleiteten Verb gilouben (für lieb halten, wertschätzen, billigen, verlassen, verzichten).
Angesichts solch linguistischer Ungereimtheiten blieb eine Unsicherheit immer bestehen: Lässt sich im Lateinischen das, was mit einer griechischen Formulierung gemeint ist, tatsächlich adäquat zum Ausdruck bringen? Darauf gab es oft keine eindeutige Antwort. Doch Latein avancierte zur Sprache der Wissenschaft. Und auch über die Glaubensthematik wurde in Latein debattiert. Griechische Ausdrucksmöglichkeiten begannen zu verblassen und damit schwand auch das Wissen darum, dass zentrale griechische Termini eine gewaltige semantische Breite haben. Besonders betroffen sind davon gerade etliche jener Wörter, die für die Artikulation der Glaubensthematik unerlässlich waren, wie z.B. λόγος [lógos], ἀρχή [archḗ], νοῦς [] oder ψυχή [psychḗ] (einem Wort, mit dem man auch Schmetterlinge bezeichnete). Sie wurden in den Debatten zum Verhältnis von Glauben und Erkenntnis, von Seele und Verstand benötigt, konnten aber nicht adäquat ins Lateinische übersetzt werden (und auch eine adäquate deutsche Wiedergabe ist schwierig). Dass etwa der griechische Terminus Logos im Lateinischen mit verbum und im Deutschen mit Wort wiedergegeben wird, ist eine markante Einschränkung.
Wenn diese Debatten nun zunehmend und immer ausschließlicher in Latein geführt wurden, geschah dies oft - und allmählich immer häufiger - ohne Kenntnis des griechischen Backgrounds. Latein war zur lingua franca der damaligen Gelehrten geworden. Allerdings machte sich das Verblassen der ursprünglichen semantischen Breite des Griechischen allenthalten bemerkbar, etwa auch in der nun lateinisch formulierten Theologie.
Ab dem 12. Jh. begann auch das Arabische in den philosophischen Debatten eine wichtigere Rolle zu spielen. Toledo wurde zum Zentrum eines regen philosophischen und theologischen Austausches, an dem christliche, jüdische und muslimische Gelehrte beteiligt waren. Die dabei verwendeten und miteinander in Beziehung gesetzten Termini entstammten dem Griechischen, Lateinischen, Hebräischen und Arabischen. Hier bahnte sich in Ansätzen auch schon jene Weichenstellung an, die dann in der Renaissance dem Griechischen zu einem erneuten Durchbruch verhelfen sollte.
Doch vorerst war von Bedeutung, dass die in diesem kulturellen Großprojekt (bisweilen als “Übersetzungsschule von Toledo” bezeichnet) entwickelten und verwendeten Termini in hohem Maße einer aristotelisch-neuplatonischen Philosophie entstammen: das heißt, die Ausdrücke transportieren mit ihrer Verwendung auch die Vorstellungen einer aristotelisch-neuplatonischen Philosophie. Diese haben u.a. auch die nun ebenfalls aufblühende Medizin beeinflusst. Manche jener Grundvorstellungen, die aus der Antike übernommen wurden, konturieren bis heute Spannungen zwischen der wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Medizin. So basiert z.B. eine Grundannahme der Homöopathie auf dem Prinzip: similia similibus curare [gleiches mit gleichem behandeln].
Doch gravierender aber war etwas anderes: Die neue inhaltliche Füllung jener Termini, die nun herausgearbeitet und in die wissenschaftlichen Debatten eingebracht wurde, stand oft in Spannung zur bisherigen inhaltlichen Füllung der Ausdrücke. Waren doch die meisten dieser “herkömmlichen” Ausdrücke in erster Linie platonisch geprägt. Man verwendete nun also die gleichen Ausdrücke und Begriffe, meinte aber nicht das gleiche, weil nun mit den Ausdrücken jeweils andere Bedeutungen verbunden waren. Die in den heftigen wissenschaftlichen Konflikten eingesetzten Ausdrücke beeinflussten in wirkungsvoller Weise das Verständnis von Glauben und seiner Bedeutung für Erkenntnis.
In etwa ab dem 14. Jh. bekam die Vormachtstellung des Lateinischen erneut Konkurrenz. Es begann die Epoche der Renaissance [Re-Naissance (frz.): Wieder-Geburt]. Das nun favorisierte “Mission Statement” der Gelehrten hieß: ad fontes [zurück zu den Quellen]. Diese Losung bezog sich auch auf die Sprachen der Antike, insbesondere auf das Griechische. Die Rückkehr zu den Wurzeln der Antike provozierte erneut Verwerfungen. Gerade in ihrer auf die Sprachen ausgerichteten Dimension wurde diese Wiedergeburt sogar eine der wichtigen Einflussgrößen für die deutsche Reformation der Lutherzeit. Eine der polarisierenden Fragen war: Auf welcher Basis soll die Bibel ins Deutsche übersetzt werden? Es standen zwei Möglichkeiten im Raum: (1) Ist hierfür jene lateinische Version heranzuziehen, die die größte Autorität besaß und andere lateinische Übersetzungen immer mehr verdrängt hatte? Diese lateinische Übersetzung der Bibel heißt Vulgata. Die Vulgata war zudem auch immer ausschließlicher zur Grundlage für die Texte geworden, die im Gottesdienst verwendet wurden. (2) Oder soll man sich auf eine griechische Version beziehen? Griechisch war zwar die originale Sprache, in der die verschiedenen Texte des Neuen Testaments geschrieben waren, doch die originalen Schriftstücke waren nicht mehr vorhanden. Von Anfang an und erst Recht über die Jahrhunderte waren zahlreiche Abschriften entstanden. Dabei hatten sich Ungenauigkeiten, oder gar Fehler eingeschlichen. Deswegen mussten die ursprünglichen Texte erst wieder rekonstruiert werden. Das war eine besonders faszinierende Herausforderung für die Wissenschaftler der Renaissance. Einer von ihnen, Erasmus von Rotterdam, hatte eine solchermaßen neu redigierte Bibel herausgegeben. Als es um die Überlegung ging, ob man diesen frisch rekonstruierten griechischen Text als Grundage für eine Übersetzung ins Deutsche nehmen könne, war er als Druckausgabe erst seit wenigen Monaten auf dem Markt. Und vor allem: er hatte noch keinen breiteren Evaluierungsprozess durchlaufen. Vorerst blieb es bis zu einem gewissen Grad eine Glaubensfrage, ob man ihn tatsächlich als vertrauenswürdig einstufen konnte.
Somit ergab sich für die Frage der Übersetzung ein nicht wirklich lösbares Problem. Mit der allmählichen Etablierung der “Nationalsprachen” (etwa ab dem 13./15. Jh.) entstanden also jene hochbrisanten Unwägbarkeiten, die noch heute jedes Dolmetsch- und Übersetzungsbüro kennt: Ist die Übersetzung korrekt und wer kann dies zertifizieren?
Jetzt wird auch beim Blick auf die Glaubensterminologie noch deutlicher erkennbar, wie sehr die Entwicklung der Sprachen und ihrer Terminologie in geographische Kontexte eingebettet war und ist.
Die Entwicklung von Sprachen und die Vorgänge, die bei geographisch erkennbaren Sprachvermischungen vor sich gehen, werden mittlerweile sogar mit Hilfe genetischer Ansätze untersucht. Der geographische Raum, der ursprünglich für die Übersetzungsthematik in Sachen “Glauben” relevant war, ist ein riesiges Gebiet. Es umfasste in etwa das römische Weltreich. In der Antike wurde es als ἡ οἰκουμένη [Oikuméne] - d.h „die bewohnte Erde“ [οἰκέω: oikéō: bewohnen] - bezeichnet. Dieses Gebiet blieb auch nach dem Zerbrechen des römischen Imperiums (ab dem 5. Jh.) für die Übersetzungsthematik relevant. Im Osten blieb das Griechische vorherrschend, im Westen das Lateinische. Allerdings nahm der weiterhin bestehende oströmische (byzantinische) Teil des Imperiums eine andere Entwicklung als der weströmische Teil, der die Invasionen von Hunnen und Germanen erlebte. Deren Sprachen gewannen nun ebenfalls an Einfluss.
Besonders bedeutsam wurde allerdings, dass sich die kulturell-geographischen Grenzen im Zusammenhang mit der arabischen Expansion (ab Mitte des 7. Jh.) zu verschieben begannen. Erhebliche Teile des ehemaligen gesamtrömischen Reiches, vor allem jene unter den Einfluss des Islam geratene Gebiete südlich und östlich des Mittelmeeres, nahmen nun eine deutlich andere Entwicklung, als diejenigen nördlich und westlich des Mittelmeers. Sie waren nicht oder nur kurzfristig von der arabischen Eroberung betroffen. Allerdings verschob sich in diesem Bereich das “Gravitationszentrum" kultureller und politischer Entwicklung in Richtung Norden bzw. dann auch Richtung Nordosten. Das hatte eine doppelte Auswirkung: Die eine ist, dass sich im nordwestlichen Teil des ehemals gesamtrömischen Reiches allmählich (ca. ab dem 11. - 14. Jh.) die modernen romanisch geprägten Nationalsprachen herausbildeten (wie etwa Italienisch, Spanisch, Portugiesich Französisch, Rumänisch). Zum anderen gewannen nun aber - in etwa zur gleichen Zeit - auch die sich ebenfalls entwickelnden nicht-romanischen bzw. nur teilweise romanisierten Sprachen an Bedeutung: vor allem das Deutsche und das Englische. Während die Gelehrten in der romanischen Sprachwelt weiterhin eine gewisse Affinität zum Lateinischen hatten, war für die Gelehrten auf den britischen Inseln Latein eine neu zu erlernende Fremdsprache. Das war auch in jenen von Germanen besiedelten Teilen des Frankenreichs der Fall, die nicht unter römischer Herrschaft gestanden hatten.
Die “Übersetzungsfrage” gewann durch diese geographischen Gegebenheiten an Brisanz. So übernahmen die englischen Gelehrten etwa das lateinische Substantiv fides, das bis heute als faith zum Bestandteil der englischen Sprache gehört. Doch faith stand von Anfang an in einer noch immer existierenden Konkurrenzsituation zu belief. Pikanterweise findet sich im deutschen Wort Glauben gerade der Wortstamm von belief.
In den sich über viele Jahrzehnte hinziehenden Übersetzungsprozessen machte sich dann auch noch ein weiterer Aspekt hinderlich bemerkbar: Mit der denkerischen und sprachlichen Abstraktionsfähigkeit, über die das Lateinische verfügt, konnten die Germanen so gut wie nichts anfangen. Die damit gegebene sprachliche Finesse war dem germanischen Mindset fremd - ein Horror für jegliche Übersetzungsbemühungen. Somit geriet die “Übersetzungsfrage” erneut in den Sog mentaler Unterschiede, die in die einzelnen Sprachen eingewoben waren und durch die auch ihre Entwicklungspotentiale beeinflusst waren.
Gerade für den Ausdruck “Glaube” sowie für andere “glaubensrelevante” Ausdrücke entstanden daraus Unstimmigkeiten, die bis heute spürbar sind. Sie erschweren in erheblichem Maße auch die wissenschaftliche Annäherung an die Creditionenthematik.
Glaube hat sowohl mit Wissen als auch mit Religion zu tun. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Glauben waren beide Bereiche bis ins hohe Mittelalter eng miteinander verwoben. Ab der Neuzeit begannen sie immer weiter auseinanderzudriften. Nun entstanden allmählich zwei sich getrennt entwickelnde Wissenschaftlandschaften. In jeder von ihnen werden heute immense Bestände an wissenschaftlicher Literatur generiert. Doch die Publikationswelten lassen kaum noch erkennen, dass zwischen ihnen irgendwelche Beziehungen bestehen. Die Glaubensthematik wird im Zusammenhang mit Wissen (z.B. Epistemologie, Kognitionswissenschaft) anders reflektiert als im Zusammenhang mit Religion (z.B. Religionswissenschaft, Theologie). Um die wissenschaftliche Literatur strukturieren zu können, verwende ich die Formulierung “Glaube-Wissen-Komplex” und “Glaube-Religion-Komplex”. Die Sprach- und Übersetzungsproblematik macht sich in beiden Komplexen bemerkbar, allerdings in z.T. andersartiger Weise.
Es gibt jedoch bis heute eine Gemeinsamkeit, durch die die beiden Komplexe miteinander verbunden sind: Die Debatten zum Thema Glaube sind in hohem Maße nominal grundiert. Das heißt: In der wissenschaftlichen Literatur beider Komplexe kommt “Glaube” in erster Linie als Substantiv zur Sprache. Das fördert die Auffassung, dass Glaube ein statisch-stabiles Gebilde ist. Aus diesem Grund erschweren die nominal grundierten Debatten sowohl für den “Glaube-Wissen-Komplexes” als auch für den “Glaube-Religion-Komplexes” den Zugang zu einer prozessual-dynamischen Creditionen-Perspektive.
Um den Graben zwischen dem “Glaube-Wissen-Komplex” und dem “Glaube-Religion-Komplex” behelfsweise zu überbrücken, mag es zunächst (und lediglich als vorläufige Hilfskonstruktion!) hilfreich sein, von zwei Polen zu sprechen, auf die sich der Glaubensvorgang in seiner Dynamik hinbewegen kann: auf den Glaubenspol Wissen und auf den Glaubenspol Religion. Credition als biologische Grundlage für Glaubensvorgänge hat mit beiden Polen zu tun.
Empirie und Sprache
Diese Frage verweist auf ein ganz heißes Eisen und sie wird wissenschaftlich intensiv diskutiert [z.B. Bennett & Hacker 2015]. Für die neurokognitive Erforschung von Creditionen geht es dabei in einer grundlegenden Weise um die philosophischen Grundlagen der kognitiven Neurowissenschaft, bzw. allgemeiner um das Verhältnis von Neurowissenschaft und Philosophie. An diesem Punkt gerät man in den großen und heftig diskutierten Bereich des sogenannten „Leib-Seele-Problems“ und letztendlich zu den Grundfragen der Anthropologie: Wie kann man bestimmen, was und wer der Mensch ist?
Darüber hinaus hat die Definition des Verhältnisses von Neurowissenschaft und Philosophie auch Auswirkungen darauf, wie man das Verhältnis von Begriff und Empirie bestimmt. Wir sind der Auffassung: „Begriffliche Fragen gehen den Feststellungen von Wahrheit und Falschheit voran“ [Bennett & Hacker 2015, S.2]. Dies ist für die Kognitive Neurowissenschaft auch deswegen eine zentrale Herausforderung, weil in der Psychologie und der Neurowissenschaft nicht selten die gleichen Termini verwendet werden, diese aber nicht unbedingt deckungsgleich sein müssen. Für die Creditonenthematik ist zudem bedeutsam, dass in der Geisteswissenschaft, der Religionswissenschaft und der Theologie vor allem die psychologisch gefärbte Terminologie zum Einsatz kommt.
Während eines Forschungsvorhabens bekommt “Sprache” in zwei Phasen eine besondere Bedeutung. Das ist einmal beim Formulieren der Hypothesen. Das andere Mal geht es darum, wie die Ergebnisse (sprachlich) dargestellt und interpretiert werden.
Forschungsvorhaben und damit verbundene Hypothesen können nur auf einer sprachlichen Basis formuliert werden. Verwendet werden dabei Sprachen, die im Alltag gesprochen werden, wie z.B. das Englische. Mit der Verwendung von bestimmten Wörtern und Begriffen fließen auch Vorstellungen und Konzepte in die Hypothesen ein, die mit diesen Wörtern und Begriffen verbunden sind. Man nennt das „implizite Annahmen“.
Zudem spielt in der naturwissenschaftlichen Forschung auch Mathematik und ihre Symbolprache eine wichtige Rolle. Die mathematische Symbolsprache kommt z.B. bei der Darstellung von Zustandsänderungen oder Interventionseffekten zum Einsatz. Auch statistische Zusammenhänge werden mathematisch dargestellt.
Wörter beeinflussen die Wahrnehmung und tragen dazu bei, die Aufmerksamkeit zu fokusieren. Deswegen ist es nicht bedeutungslos, welche Ausdrücke und Begriffe man verwendet. Die Ergebnisse haben ihren Geltungsbereich in erster Linie innerhalb des Forschungsvorhabens, das durch die Hypothesen konstruiert wurde. Auch bei hoher statistischer Signifikanz sind die Ergebnisse probabilistisch und können durch eine Replikationsuntersuchung bestätigt oder falsifiziert werden. Aber Ergebnisse von weiteren Forschungen, die auf anders formulierten Hypothesen beruhen, können von den ersten Ergebnissen abweichen. Die wissenschaftliche Aufgabe ist dann, diese Unterschiede plausibel zu beschreiben. Dies verweist auf den großen Bereich der Methodenfragen.
Bei der Konstruktion von Forschungsparadigmen werden nicht nur Wörter aus der Alltagssprache verwendet, sondern auch Fachtermini. Sie sind meist präsize definiert und beruhen auf zahlreichen Voraussetzungen. In der gewöhnlichen Sprache des Alltags sind die Fachtermini hingegen kaum bekannt. Oft sind sie geradezu unverständlich. Die Ergebnisse von Forschungen hängen aber stark von diesen Fachtermini ab und können nur in deren Kontext verstanden werden. Um sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, müssen die Ergebnisse solch hochspezialisierter Forschungen in gewisser Weise ebenfalls „übersetzt“ werden: von der Fachsprache in die Alltagssprache. Bei diesem “Übersetzungsvorgang” spielt nun eine zentrale Rolle, welche alltagssprachlichen Ausdrücke herangezogen werden, um die Forschungsergebnisse „allgemeinverständlich“ auszudrücken. Hier liegt eine Quelle für viele Missverständnisse von wissenschaftlichen Ergebnissen. Sie können leider oft nur schwer verhindert werden.
In sehr hohem Maße. “Glaube” ist ein Wort, welches im allgemeinen Sprachverhalten weit verbreitet ist. Besonders in religiösem Kontext wird es überdurchschnittlich oft verwendet. Aber auch in psychologischen und sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen ist häufig von “Glaube” die Rede - wenn auch meist nicht in religiöser Hinsicht. Dadurch entsteht der Eindruck, Glaube sei ein bekanntes und vertrautes Phänomen, über das man sich auf sprachlicher Basis problemlos austauschen kann. Demgegenüber ist “Credition” als Hirnfunktion ein Gegenstand hochspezialisierter neurowissenschaftlicher Untersuchungen. Die dabei verwendete Terminologie gehört kaum zum allgemeinen Sprachschatz. Wer etwa gewohnt ist, von “Glaube” in wirtschaftlichen oder psychologischen Zusammenhängen zu reden, muß mit Blick auf die neurowissenschaftlichen Forschungen mit gewaltigen Zugangsbarrieren rechnen. Dies gilt erst Recht, wenn “Glaube” wie selbstverständlich als “religiöser Glaube” verstanden und damit (ausschließlich) dem Kontext von ”Religionen" zuordnet wird.
Deswegen steht gerade die neurokognitive Creditionenforschung permanent vor der oben beschriebenen Herausforderung, die wissenschaftlichen Ergebnisse in eine allgemeinverständliche Sprache zu übersetzen. Allerdings haben wir zwei unterschiedliche Modelle entwickelt, um den Glaubensvorgang darzustellen: das neurale Creditionen-Modell und das Kommunikationsmodell-Credition. Es kann für viele Anwendungsbereiche hilfreich sein, dass sich das Kommunikationsmodell-Credition ohne neurowissenschaftlichen Kenntnisse verstehen und einsetzen lässt.