Glaubensprozesse (Credition) im Religionsunterricht
Credition - der Vorgang des Glaubens
Wir können nicht nicht glauben. Konsequenzen für den Religionsunterricht
Fake News, Lügenpresse, Christentum, Islam, Horoskop, Aggression, Barmherzigkeit, Atheismus, Partnerschaft, Klimawandel oder Geldanlage: es gibt kaum ein Phänomen, in dem Glaube keine Rolle spielt. Wann halten wir etwas für wahr? Das, was der Mensch glaubt, leitet ihn in seinem Handeln. Aus welchem Grund entscheidet er sich für Barmherzigkeit, warum für Ausgrenzung? Woran wir glauben, entscheidet darüber, wie wir die Welt gestalten. Christlicher Glaube ist weltgestaltend. Warum erscheint er in unserem Umfeld oft so wenig faszinierend?
Glaube verbindet und Glaube spaltet - Wir sind in unserer Kultur gewohnt, uns zuerst an der Inhaltsfrage zu orientieren: was glaubt jemand? oder daran, dass wir Bindungsverhalten im Hinterkopf haben und es uns darum geht: An wen glauben wir, zu wem gehören wir, bei wem machen wir mit?
In den letzten Jahren hat die Wissenschaft begonnen, einen ganz neuen Blick auf das Glaubensphänomen zu werfen. Ins Zentrum rückt die Frage: was läuft in uns ab, während wir glauben? Es geht dabei um die Struktur körperlich-mentaler Prozesse, um Emotionen, Wahrnehmung, Handeln und innere Stabilität. Diese Vorgänge werden in der Wissenschaft mittlerweile als Credition (lat. credere = glauben) bezeichnet. Seit knapp einem Jahrzehnt wird im in weltweiten Netzwerk des Credition Research Project daran gearbeitet, die innere Struktur von Glaubensprozessen zu erforschen. Das Ergebnis ist verblüffend einfach: Wir können nicht nicht glauben. Glaubensvorgänge sind eine Funktion unseres Gehirns: Credition is rooted in brain function.
Damit sind „alle Gläubigen“ doch wieder gefragt, warum sie sich für diesen oder jenen Glaubensinhalt entscheiden. In wie weit hilft dieser Ansatz, in unserer Zeit die Frohe Botschaft zu verkündigen? Wie sprechen wir mit unseren NachbarInnen, KollegInnen, SchülerInnen, PartnerInnen, die sich als nicht gläubig bezeichnen?
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